Polyethylenterephthalat (kurz: PET) kennen wir alle - und zwar in Flaschenform. Im Schnitt gehen weltweit 1 Million PET-Flaschen pro Minute über den Ladentisch! Nicht nur der Verkauf, sondern auch das Recycling nimmt glücklicherweise zu; dem “Dosenpfand” sei Dank. Was mit den leeren PET-Flaschen passiert, die Sie in den Pfandautomaten im Supermarkt Ihres Vertrauens werfen, verraten wir Ihnen gerne.
PET-Pfand: Erfolgsmodell seit 2003
Das oft zitierte “PET-Pfand” oder “Dosenpfand” gibt es streng genommen nicht. Offiziell heißt die Regelung “Einwegpfand” und wurde am 01.01.2003 eingeführt. Seit dem 1. Mai 2006 können Verbraucher die Einwegflaschen in jedem Geschäft abgeben, auch wenn sie es nicht dort gekauft haben. Lediglich für Läden mit einer Verkaufsfläche von unter 200 m² gelten Ausnahmeregelungen. Das Einwegpfand darf durchaus als Erfolgsmodell bezeichnet werden, denn etwa 69 Prozent aller in Deutschland verkauften PET-Flaschen werden auch tatsächlich zurückgebracht. Die 25 Cent Pfand pro Flasche zeigen also ihre Wirkung.
PET-Kreislauf: was mit leeren Einwegflaschen passiert
“Einweg” bedeutet, dass die Flaschen nicht mehr wieder befüllt, also wiederverwendet werden, wie man es von Mehrwegflaschen kennt. Das Material wird stattdessen als Sekundärrohstoff wiederverwertet. Wir nehmen Sie mit auf die Reise, die die leere PET-Flasche nach ihrem Leben als Getränkebehälter antritt.
Station 1: der Pfandautomat
Sobald die Flasche den Pfandautomaten passiert hat, wartet ein sogenannter Kompaktor auf sie. Die Maschine presst die leere PET-Flaschen gemeinsam mit weiteren zu Ballen, damit sich das Transportvolumen verringert. Und einen weiteren Grund hat das Zerdrücken: Leere Flaschen sollen nicht mehrfach zurückgegeben werden können. “Pfandbetrug” wird so vorgebeugt.
Station 2: Recyclinganlage
Vom Einzelhandel aus werden die zu Ballen gepressten PET-Flaschen von Entsorgungsunternehmen in eine Recyclinganlage gebracht. Dort werden die Flaschen gewaschen und nach Farben sortiert. Auch Fremdstoffe werden in Bruchteilen von Sekunden erkannt und von den PET-Flaschen getrennt.
Station 3: Rückgewinnungsanlage
Ist die Sortierung abgeschlossen, werden die PET-Flaschen mit dem patentierten URRC-Verfahren (Info: http://www.recypet.ch/urrc) zu kleinen Flakes (Rezyklat) verarbeitet. In einer Lauge werden diese Flakes noch einmal gründlich gereinigt. Nur so können beispielsweise alle Etikettenreste entfernt werden.
PET-Rezyklat als Basis für verschiedene Produkte
Zwar könnte man aus bis zu 80 % der PET-Flakes wieder neue PET-Flaschen herstellen, doch das passiert mit lediglich einem Viertel des Rezyklats. Dabei werden die Flakes eingeschmolzen und in eine Stäbchenform gebracht. Aus diesen Stäbchen wird nachher bei rund 250 °C eine neue Flasche geformt. Die restlichen drei Viertel der recycelten PET-Flaschen werden hingegen zu Bekleidung, Büromaterial, Mehrwegtaschen, Bettenfüllungen und Hygieneprodukten (z.B. Feuchttücher). Hierfür werden die Flakes eingeschmolzen und zu hauchdünnen Fäden verarbeitet.
Fleece, Unterwäsche & Decken aus alten PET-Flaschen
Der Klassiker unter den Polyester-Produkten sind Fleecepullis. Die Rechnung lautet an dieser Stelle: 16 PET-Flaschen = 1 Pullover. Ebenso werden Schlafsäcke, Zelte, Rucksäcke und Outdoor-Bekleidung (Funktionsjacken & -hosen) aus Polyester hergestellt. Hier bietet sich die beständige und wasserundurchlässige Faser vor anderen Materialien an. Auch kuschelige Flauschdecken bestehen oft ausschließlich aus Polyester. Ob und wie viel Rezyklat aus PET-Flaschen für die Produktion einer solchen Decke oder einer Outdoor-Jacke zum Einsatz kam, ist für Verbraucher nicht ersichtlich; viel zu groß ist die Familie der Polyester. Spezielle Kennzeichnungen der Polyester-Art auf den Produkten gibt es meistens nicht.
Weitere Arten von Polyestern (neben PET)
PBT: Abkürzung für Polybutylenterephthalat
PBT wird beispielsweise für Gehäuse in der Elektrotechnik und im Fahrzeugbau eingesetzt. Auch in Zahnbürsten, Kaffeemaschinen und Bügeleisen finden sich PBT-Fasern wieder.
PLA: Abkürzung für Polylactid
PLA ist ein biologisch abbaubares Polymer der Milchsäure und wird meist als Blend (zusammen mit anderen Polyestern) in kurzlebigen “Wegwerfartikeln” verarbeitet.
PTT: Polytrimethylenterephthalat
PTT wird unter anderem in KFZ-Teilen, Möbeln, Handygehäusen und verschiedenen Industrieprodukte verwendet.
PEN: Abkürzung für Polyethylennaphthalat
Vom PET unterscheidet sich PEN z.B. durch eine höhere Wärmeform- und UV-Beständigkeit. Der thermoplastische Kunststoff wird unter verschiedenen Handelsnamen vertrieben.
PC: Abkürzung für Polycarbonat
Polycarbonat ist ein Ester der Kohlensäure (Ester = organische Verbindung, die unter Wasserabspaltung aus organischen Säuren und Alkoholen entsteht). Der verhältnismäßig teure Kunststoff wird überall dort eingesetzt, wo andere Polyester zu weich oder zu kratzempfindlich sind (z.B. bei CD-Rohlingen).
PAR: Abkürzung für Polyarylat
PAR wird unter verschiedenen Handelsnamen vermarktet und ist äußerst UV-beständig. Damit eignet es sich hervorragend für den Einsatz bei Produkten, die starken Wettereinflüssen ausgesetzt sind.
UP: Abkürzung für ungesättigtes Polyesterharz
Ungesättigte Polyesterharze werden vor allem für die Herstellung von Formteilen und Verbundwerkstoffen verwendet.
PET unbedenklich?
Viele Verbraucher haben Angst vor den hormonell wirksamen Substanzen, die vom PET ins Getränk übergehen. Bei der Herstellung der Flaschen werden Antimonverbindungen als Katalysator verwendet, die eine geringe östrogene Aktivität besitzen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung spricht hier zwar von einer nachgewiesenen östrogenen Aktivität nach dem Konsum von Getränken aus PET-Flaschen, doch diese sei etwa 10.000-fach geringer als die natürliche östrogene Aktivität von Getränken wie Milch, Rotwein oder Bier. Auch zwischen Glasflaschen und PET-Flaschen könne kein Unterschied bei der östrogenen Aktivität nachgewiesen werden.
Keine Weichmacher in PET-Flaschen
Ebenso sind in PET-Flaschen keine Weichmacher (Phthalate) und keinerlei hormonell wirksame Stoffe wie Bisphenol A enthalten. Bei der Herstellung von Plastikbechern und -geschirr wird der Stoff hingegen verwendet. Der süßliche Geschmack von Mineralwasser aus PET-Flaschen ist auf den Stoff Acetaldehyd zurückzuführen. Dieser entsteht bei der Herstellung und Lagerung der Flaschen. Unbedenklich ist der Stoff nicht, allerdings gibt es in der EU eindeutige Grenzwerte, die von den Herstellern auch eingehalten werden, verdeutlicht das BfR.
Mikroplastik aus PET-Produkten
Mikroplastik ist kein unbekanntes Problem. Dabei handelt es sich sowohl um winzig kleine Kunststoffpartikel, die zu Gebrauchszwecken erzeugt wurden (z.B. in Kosmetik), als auch um Partikel, die beim Zerfall von Kunststoffprodukten entstehen. Eine einzelne PET-Flasche, die nicht recycelt wird, sondern in vielen Ländern der Erde (ohne Kreislaufwirtschaft) im Meer landet, braucht 400 Jahre, um zu zerfallen. Ein Problem, das wir unserer Nachwelt hinterlassen. Aber nicht nur Plastikflaschen, Tüten und Kosmetikartikel sind ein Problem: Beim Waschen in der Waschmaschine können sich kleine Kunststoffpartikel aus Textilien lösen, die dann über das Abwasser in Flüsse und Meere gelangen.
Verschiedene Start-up-Unternehmen beschäftigen sich deshalb mit alternativen Verpackungskonzepten. Denn auch wenn PET-Recycling eine tolle Sache ist und Textilien aus Polyester sehr beständig sind, haben Kunststoffe so ihre Tücken, wenn es um den Umweltschutz geht.